~fluc_wanne
fluc21:00 LIVE: NAVEL /I´m a Sloth // 23:00 Re:Loop
Samstag, 16. Feber21.00
LIVE: NAVEL
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Die Neue Zürcher Zeitung schreibt zur aktuellen Platte ”Loverboy”:
“Seit einigen Jahren schon gilt Navel als Flaggschiff des Indie-Rock. Der Durchbruch blieb der Basler Band bisher aber verwehrt. Nun versuchen es die Musiker um den Sänger und Gitarristen Jari Antti noch einmal - mit dem neuen Album «Loverboy» und einer Tournee.
Seit zehn Jahren lassen Navel ihr faltiges, wettergegerbtes, prähistorisches Noise-Grunge-Monster in die Welt hinauskrakeelen. Laut genug war es von Anfang an, folglich wurde die Öffentlichkeit bald aufmerksam. Nach ihrem vielgelobten (mit dem Basler Pop-Preis bedachten) Debütalbum «Frozen Souls» (2008) begleiteten sie Wolfmother und Queens of the Stone Age auf Tour, namhafte Festivals folgten, das Orange Blossom, Montreux, das SXSW in Austin, Texas, aber der wirkliche Durchbruch liess auf sich warten. Navel galt immer als die Band, von der man noch viel hören würde.
Jetzt erscheint ihr drittes Album, «Loverboy», und eine Headliner-Tour durch die Schweiz und Deutschland steht an. Der Gitarrist, Sänger und Mastermind Jari Antti klingt am Telefon ein bisschen verdrossen, wenn er zurückblickt: «Es gibt diese Visions-Bands, die machen ein Album, das ist super produziert mit einem guten Produzenten, die sind natürlich alle begabt und machen gerade das, was angesagt ist, und haben sofort Erfolg damit. Essen gut, verdienen gut. Und ich mache das zehn Jahre und spiele immer noch in kleinen Klubs, manchmal sogar in einem Plattenladen. Das ist okay, ich will mich nicht beschweren, aber manchmal überlegt man schon, ob das alles richtig ist. Am Ende siegt trotzdem immer die Leidenschaft.» Wenn man die Underground-Attitüde so exponiert, wie Navel es tut, darf man sich allerdings nicht wundern. Dem stimmt Antti zu: «Ich habe diese Haltung, bin aber trotzdem nicht stur und sage zu allem Nein. Wenn wieder einmal ein Angebot hereinkäme, mit einer grossen Band spielen zu können, dann würde ich das natürlich nicht ablehnen. Ich fände es nur einfach schön, wenn man alles selber macht und trotzdem irgendwann einmal Erfolg hätte. Ich glaube, dann hat man es sich doppelt verdient, dann hat das Ganze wirklich einen Wert, mehr, als wenn man es einfach so bekommt.»
Navel ist in der komfortablen Lage, im eigenen Studio aufnehmen und somit tatsächlich alles selbst machen zu können - vom Mixen bis zum Mastering. Dennoch versteht sich Jari Antti als Live-Künstler. «Ich empfinde es eher als Krampf, im Studio zu sein, für mich ist das nicht das wirkliche Musikmachen. Alles in allem waren wir über einen Monat damit beschäftigt, das hat sich dann ziemlich hingezogen. Man kann viel machen, und genau das ist das Problem, man hat zu viele Möglichkeiten. Trotzdem, finde ich, ist es immer noch ein Kompromiss. Es hat noch nicht die Dynamik einer Siebziger-Jahre-Produktion.» - «Loverboy» klingt denn auch auf eine sympathische, fast schon zufällige Weise rückwärtsgewandt. Ohne aufgesetzte Vintage-Patina, ohne allzu grosses Kalkül. «Ich mache das eher nach Gefühl, ich bin ein altbackener Typ», sagt Antti von sich. Und man nimmt es ihm sofort ab. «Ich konnte nie viel mit neuerer Musik anfangen, habe mir auch nie wirklich ein Musikmagazin gekauft. Ich bin eigentlich immer wieder zurückgekommen auf die Plattensammlung meines Vaters, habe die alten Klischeesachen gehört, das alte Blues-Zeug. Ich weiss nicht warum, das zieht mich an. Ich finde, die alten Aufnahmen klingen einfach viel besser.»
Mit Massimo Tondini hat er sich jetzt einen weiteren Gitarristen und Keyboarder in die Band geholt, der den Sound hörbar erweitert, nicht zuletzt auch stilistisch diversifiziert. Die mächtigen Noise-Geröll-Klumpen, die auf ihrem vorherigen Album «Neo Noir» noch ziemlich lange Schatten warfen, sind längst nicht mehr so massiv und zerklüftet, bisweilen hat man sie gleich ganz aus dem Weg geräumt. Die unterschiedlichen Aggregatzustände des Fuzz Rock, der in den Neunzigern noch einmal an bizarrer Atonalität und Material zerstörerischer Grandezza zugelegt hat, bleiben zwar Navels Referenzgrösse. Aber Navel gräbt auf «Loverboy» noch offensichtlicher nach den Roots, legt dabei urbanen Blues ebenso frei wie sahnigen Westcoast-Rock oder ganz frühen Rock’n’Roll, bei dem dann auch ein Boogie-Woogie-Piano nicht fehlen darf. Und trotzdem kann Navel kaum als Americana-Band durchgehen, das Distortion-Pedal bleibt weiterhin in Trittweite. Immerhin, mit «I Bury My Luck In This Town» hat man nun eine betörende Country-Elegie im Set, die tatsächlich einmal heil gelassen wird. Anders als bei Townes Van Zandts «Hunger Child Blues» auf dem Vorgänger, wo Antti der Versuchung nicht widerstehen konnte, ihn in einem kaustischen Solo gleich wieder zu dekonstruieren.
Was auf der Bühne passiert, steht auf einem anderen Blatt. Um es für Navel weiterhin spannend zu machen, verstärken sich die Musiker für die Tour mit einem Perkussionisten. «Wir sind gerade alle sehr offen, sehr experimentierfreudig.» Es geht ihnen um originäre Live-Interpretationen, und sie wollen Raum lassen für Jams. «Wir wissen jetzt noch nicht genau, wie, was, wann. Das passiert alles sehr spontan.» Das setzt gewiss viel Routine voraus, blindes musikalisches Verstehen? Jari Antti muss herzlich lachen: «Nein, so ist das eigentlich nicht. Wir machen es einfach, und manchmal haben wir das Glück, dass es klappt. Aber das ist auch das Schöne. Ein bisschen unprofessionell soll man schon bleiben.» Man kann das unprofessionell nennen oder quicklebendig. Hier kann immer noch etwas schiefgehen - vielleicht ist das eine der treffendsten Definitionen von Underground.”
Navel: Loverboy (Nois-o-lution / Limmatrecords).
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ab 23:00
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