Kunst im Fluc
GUTEN MORGEN. DIE SONNE GEHT AUF. ES IST 7:42.
ursula maria probst: dedicated to mr. andreas rindt
07.01.2005
Der erste Textabschnitt der Installation bezieht sich auf Jean-Francois Lyotards Satz "Nichts wird restlos gedacht, nichts wird verlustlos erlebt", der sich in der posthum erschienen Publikation „Das Elend der Philosophie“ befindet. Durch diesen Text, welcher der Innen- und Außeninstallation aus Spiegelfolie und schwarzen Klebebuchstaben im Fluc zugrunde liegt, werden Systeme herausgebildet, die den ungelösten Widerstreit zwischen Denken und Affekt behandeln.
Gilt es erneut gegen eine Totalität des Denkens anzukämpfen und subtile Fährten aufzunehmen? Aktualität gewinnt dieser Appell durch das Verschwinden der Intellektuellen und KünstlerInnen aus dem öffentlichen Diskurs. Die Gefahr einer Totalität des Denkens und Handelns existiert dort, wo sich der Verstand in der Gemeinschaft wiederfindet und sie auf seine eigene Macht bezieht. Verfolgt man diesen Gedanken weiter, so kann darin auch das Dilemma demokratischer Vorgänge gesehen werden.
Indem die Installation durch die reflektierende Wirkung der Spiegelfolie eine Medialisierung erfährt, die sich durch die Abläufe vor Ort verändert, verhält sich der Text unartikuliert. Dadurch verfügt er über die Eigenschaft, unabhängig von Diskursarten zu sein und diese zu unterbrechen. Während für Immanuel Kant das ästhetische Gefühl aus dem affektiven Zustand von Lust und Leid resultierte, trennte Freud die Affekte der Dingvorstellung von jenen der Wortvorstellung. Der Satz „Guten Morgen. Die Sonne geht auf. Es ist 7:42.“ bildet durch seinen Hinweis auf die winterliche Alltagsrealität an der Glasfassade des Flucs ein Interface zwischen Indoor & Outdoor. Die Zeitangabe bezieht sich auf den Moment des morgigen Sonnenaufganges.
[text: ursula maria probst]