Kunst im Fluc

FLUC People (8. Dezember 2004)

Boris Missirkov/Georgi Bogdanov

29.12.2004, Mittwoch

Seit Ende der neunziger Jahre des vorigen Jahrhunderts machten die bulgarischen Fotokünstler Boris Missirkov und Georgi Bogdanov mit ihren kaleidoskopartigen Portraits in farblichen Extremformationen im internationalen Feld der Kunst auf sich aufmerksam. Sei es durch das Abbild einer jungen Generation an Kunstschaffenden und Partyfreaks in ihrem Heimatland, der Situation von in die Jahre gekommenen SchauspielerInnen und Regiestars in einem Altersheim am Rande von Sofia oder den ProtagonistInnen aus ihrer jüngsten Serie, die aktuelle Arbeits- und Lebensbedingungen von KünstlerInnen im Aktionsradius eines gesamteuropäischen Kontexts aufnimmt.


Der sozio-geografische Fokus liegt hier auf Situationen des Alltags, die fotografisch durch den Winkel des Objektivs verzerrt und in weiterer Folge durch digitale Bearbeitungsmethoden montiert werden. Das Ergebnis bilden Porträts von Personen an der Grenze zu unterschiedlichen Bewusstseinsebenen, der Realität selbst, sowie bizarr anmutenden Zwischenstufen des Seins. Missirkov/Bogdanov nehmen mit dieser Arbeit Bezug auf die Modalitäten von Stipendienaufenthalten, die Menschen in unterschiedlichen Städten für kurze Zeit zusammentreffen lassen und diese oftmals in unkalkulierbare Situationen und Begebenheiten versetzen. Das Resultat führt zu fotografischen Kompositionen, die zwischen Realität und Fiktion, Nüchternheit und Kitsch, Inszenierung und Schnappschussästhetik oszillieren und die persönliche Interaktion der abgebildeten Personen trotz Kurzlebigkeit in voller Tiefe ergründen.


Vergrösserter Ausschnitt
Vergrösserter Ausschnitt

Mit einem Stipendienaufenthalt von KulturKontakt Austria begaben sich die beiden Künstler ins Umfeld von Wiens widersprüchlichstem und gleichzeitig angesagtestem Club, einer Interaktionszone, deren anhaltende Medienpräsenz und Erfolg auf die alternativ ausgerichteten Denkstrategien der ProtagonistInnen aus der lokalen Kunst- und Musikszene zurückzuführen ist. In Bezug auf die Möglichkeit der Fotografie, Geschichte festzuhalten und im selben Moment ein Abbild des Todes zu generieren (Barthes, Sontag), porträtieren Missirkov/Bogdanov die ProtagonistInnen eines Ortes, dessen Existenz aufgrund der architektonischen Erneuerungsprozesse im urbanen Umraum gefährdet ist. Die Fotografie dient hier als Mittel, um jene Interaktionsformen aufzuzeigen, die den sozialen Stellenwert des FLUC belegen: vom Konzertraum und intimen DJ Setup zum Ausstellungsort und Treffpunkt für intellektuell anregende sowie romantisch ergreifende Begegnungen.

[ text: Walter Seidl ]

weblink boris missirkov + georgi bogdanov

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