Kunst im Fluc
In der Kubatur des Kabinetts - der Kunst-Salon im Fluc zeigt
Night of the living dead
05.11.2008, Mittwoch
Studierende der Malereiklasse Johanna Kandl: Stefan Wirnsperger, Nicole Prutsch, Valerie Tiefenbacher und Julia Novacek Kuratiert von Ursula Maria Probst + Martin Wagner
Stefan Wirnsperger, Hampelpuppe, Installation, 2008
Nehmen wir an, die Figur spricht von der Wahrheit. Hochkarätiges und dubioses Gut zugleich. Über Mimik und Lippenbewegungen erzählt sie davon. Nicht hörbar, vielleicht auch nicht verständlich, dafür umso sichtbarer. Mühsam strampelnd, weil das Wichtigste ist sich mitzuteilen. Aber ernsthaft, wer achtet schon auf eine Hampelpuppe mit ihren tausend Gesichtern? (Stefan Wirnsperger)
Stefan Wirnsperger, Hampelpuppe, Installation, 2008
Valerie Tiefenbacher und Julia Novacek, Das Fenstertheater, Performance, 2008
Das Fenstertheaterprojekt entstand im Mai 2008, seitdem wurde es alle zwei Monate in verschiedenen Fenstern Wiens aufgeführt. Durch das Fenstertheater wird ein Einblick in das Private möglich. Zum Voyeurismus wird eingeladen. Wenn ich dich aufordere mich zu beobachten, wirst du es dann tun? Das Stück dient vorwiegend der Unterhaltung des Publikums.Die Anonymität der Großstadt wird für einen Moment aufgehoben. Das Fenstertheater wurde von unserer neugierigen Nachbarin inspiriert. (Valerie Tiefenbacher und Julia Novacek)
Nicole Prutsch, Mördahos- live and let die, Video 2008
Am Anfang war der Hase. Ebenso die Fragestellung, was es mit selbigem, in Kunst und Film, auf sich hat. Vorangegangene Überlegungen über Kunst und Antikunst, Matriarchat versus Patriarchat und deren Klischees fügten sich automatisch zu einem Gesamtkonzept, das ich im Film „Mördahos- live and let die“ zum Ausdruck bringe. Im Film werden diese Fragen in einer Art Kunstvideo, das plötzlich in ein Musikvideo umschlägt, ironisch behandelt. Ich sehe mich als Kind der MTV- und Fernsehgeneration, worauf unter anderem das Zitat von James Bond, welches sich spontan nach Besichtigung der Filmkulisse im Kraftwerk Donaustadt, ergeben hat, zurückzuführen ist.
Mördahos, als umgangssprachlicher Begriff für eine erotische, attraktive Frau aber auch als Begriff für einen mordenden Hasen, als Opposition zum bereits toten Hasen von Joseph Beuys. Vielleicht aber auch symbolisch als Opposition zu einer Form der Kunstdefinition.
Der Hase, Symbol der Reinkarnation, kehrt im Jahr 2008 zurück und wird in einem Musikvideo präsentiert. Die Verschmelzung von Hase und Arbeiter und das Sterben aller Hauptdarsteller, kann als Vorkommnis in einer Scheinwelt gesehen werden. Der Hase als Tunnel grabendes Tier das in andere Welten übergehen kann, man denke an Alice im Wunderland die durch den Kaninchenbau in eine Phantasiewelt gelangte, erscheint am Ende in der Großaufnahme, ganz nach seiner Symbolik des auferstehenden Hasen, der sich, hervorkommend aus seinem Tunnel, im Frühling in seiner ganzen Pracht zeigt.
Der Arbeiter Hase trägt eine goldene Maske, dem Symbol für Reinheit, Weisheit und die Kraft der Sonne. Gold steht aber auch für Reichtum, was ein Missverhältnis zum Arbeiter darstellt. Der Hase jagt die Frau mit den Eiern. Hier lässt sich wiederum eine Reziprozität erkennen. In der Gesellschaft werden für gewöhnlich die Frauen als Hasen bezeichnet und die Männer sind im Besitz der Eier.
Als Frau muss man allerdings die Eier haben um in einer patriarchalen Gesellschaftsstruktur mitmischen zu können. Wahrheit oder Mythos? Es existiert durchaus die Behauptung Frauen müssten männlich denken oder sich männlich verhalten, um erfolgreich sein zu können. Leben wir wirklich in einem Patriarchat? Oder wird die Macht der Weiblichkeit als solche unterschätzt oder besser nicht als Macht definiert, ist aber dennoch eine gleichzeitige, subtile? Im Film becirct das Bunny den Agenten und er lässt die Waffen fallen. Der Hase wird wiederum durch einen Gewaltakt der Frau, indem sie metaphorisch die Eier zerquetscht, ausgelöscht. Im Kontrast dazu wird das Bunny dann zur Hausfrau und bekocht den Agenten, der sich nach anfänglichem Ärger über die verlorene Kostbarkeit beschwichtigen lässt und bei kindlich anmutendem Eierlöffeln mit der Frau jenen Einklang findet, der sich mit dem Tode der Beiden vollendet. (Nicole Prutsch)
Nicole Prutsch, Mördahos- live and let die, Video 2008
Nicole Prutsch, Mördahos- live and let die, Video 2008