Kunst im Fluc

In der Kubatur des Kabinetts- der kunstsalon im Fluc zeigt

Wiederholung I, Raum zusammengestellt von CONT3XT.NET

Mittwoch, 20. Juli 2011 21:00

mit Ruben Aubrecht, Female Obsession, Michael Kargl, Miriam Laussegger und Eva Beierheimer, Bernd Oppl, Anna Schreger DJS: Tini Trampler und Stephan Sperlich


Wiederholung I, Raum zusammengestellt von CONT3XT.NET

Innerhalb des vergangenen Jahrzehnts hat sich das Fluc am Wiener Praterstern zu einem “architektonischen Blickfang, zu einem fluktuierenden, multifunktionalen, vielstimmigen, multimedialen Kulturort, an dem Kunst und Alltag, kulturelle Praxis und öffentlicher Raum täglich neu verhandelt werden”entwickelt. Die Bespielung der Räume sowie die Räume selbst sind von situativer Umgestaltung und wechselnden BenutzerInnen geprägt. Das offen angelegte Raumgefüge des Clublokals wird je nach den Bedürfnissen seiner ProtagonistInnen immer wieder neu definiert, bestehende Oberflächen werden überschrieben, es werden Elemente hinzugefügt, andere wieder entfernt - hier wird Architektur zur Bühne für Architektur und zum Experimentierfeld räumlichen Handelns.

Die Ausstellung Wiederholung I, Raum widmet sich dem Ort, dem die Idee der “fluctuated rooms” zugrunde gelegt ist und der die Veranstaltung als Auftakt der 2011 stattfindenden Ausstellungsreihe Mindestens zweimal erlebt beherbergt. Ausgehend von der Idee eines Loops aus kommunikativen, medialen und gesellschaftlichen Zusammenhängen werden fünf künstlerische Positionen gezeigt, die auf die baulichen, zeitlichen und sozialen Charakteristika des Orts Bezug nehmen. Seine Bestandteile - die Substanzen und Materialien, die Funktion als sozialer Raum sowie die Position als Verkehrsknotenpunkt urbanen Geschehens - werden im Hinblick auf seine Relevanz als Austragungsort räumlicher Versuchsanordnungen zur Diskussion gestellt. Der Fokus der Ausstellung liegt dabei weniger auf dem Ergebnis der künstlerischen Interventionen, sondern auf dem Prozess, der zur zeitlichen Begrenztheit seines Erscheinungsbildes führt.

Das Thema der Wiederholung als zentrale Methode zeitgenössischer kultureller Produktion dient den beteiligten KünstlerInnen als Ausgangspunkt, um, wie im Fall Miriam Lausseggers und Eva Beierheimers Installation Feedback, den Raum mit Hilfe technischer Mittel endlos zu reproduzieren und die BesucherInnen in die raum-zeitliche Schleife mit einzubinden. In der Intervention configurations of knowledge [architecture, fluc] vermisst Michael Kargl die einzelnen architektonischen Elemente des Raums und setzt sie so zueinander in Verbindung, dass die gegenseitigen Verweise und Bezüge von den BetrachterInnen immer wieder aufs Neue erstellt werden können. Der Ortsbezug in Anna Schregers fingern wird evident, wenn sie es den BesucherInnen überlässt, aus welcher Perspektive sie das Innen und das Außen durch ihre Zeichnungen auf den Fensterscheiben des Containerbaus betrachten. Bernd Oppl rückt in untitled das Videobild als architektonischen Eingriff ins Zentrum der Aufmerksamkeit, indem er es selbst zum Handlungsträger räumlicher Strukturen erklärt. Ruben Aubrecht hingegen führt in untitled (flickering) das Videodisplay nicht nur als eines der wesentlichen Elemente der Musikkultur, sondern auch als Folie für mediale Reflexion vor.

Die Ausstellung Wiederholung I, Raum zeigt unterschiedliche Formen der Dekonstruktion eines flüchtigen Raums, die nicht als Ergebnisse präsentiert werden, sondern den Raum - als fortdauernden Prozess des Sich-Wiederholens - zum Träger der von seinen BenutzerInnen vollzogenen Handlungen bestimmen.

Anna Schreger  fingern (2006/2011) 7 Zeichnungen, C-Print auf Klebefolie, à ca. 143 x 180 cm
Anna Schreger fingern (2006/2011) 7 Zeichnungen, C-Print auf Klebefolie, à ca. 143 x 180 cm

Anna Schreger

Die Grenze zwischen Innen- und Außenraum, öffentlichen und privaten Plätzen, Ausstellungsraum und Kunst im öffentlichen Raum löst Anna Schreger mit ihrer Arbeit fingern auf. Die Hand, eines der zentralen Werkzeug des Menschen, steht dabei im Mittelpunkt ihres künstlerischen Interesses. Mit kuriosen körperlichen Gebilden und einer strengen zeichnerischen Darstellungsweise nähert sich die Künstlerin den Möglichkeiten der Haptik, der Erweiterung der visuellen Wahrnehmung sowie der Darstellung von Oberflächen, Texturen und Stoffen. Mit fingern setzt Schreger den temporären Ausstellungsraum der “fluctuated rooms” mit dem urbanen Netzknotenpunkt des Wiener Pratersterns in Beziehung, indem der Inhalt der Zeichnungen mit den Elementen beider Seiten des Innen- und Außenraums gleichermaßen kommuniziert. Als Interface für diese Berührungen fungieren die Fensterscheiben - und schließlich das Lokal selbst.
Anna Schreger (*1977, Wien) lebt und arbeitet in Wien.

Ruben Aubrecht  untitled (flickering) (2008) Video, 5:10 min (Loop)
Ruben Aubrecht untitled (flickering) (2008) Video, 5:10 min (Loop)

Ruben Aubrecht

Ruben Aubrecht hinterfragt mit seinen künstlerischen Arbeiten kontinuierlich die Grenzen des Mediums Video sowie des dazugehörigen Präsentationsmodus auf Bildschirmen. untitled (flickering) zeigt auf einem zum Inventar des Clublokals Fluc gehörenden Videodisplay die schwarze Silhouette einer Person, die das flimmernde Schneegestöber am Bildschirm mit schwarzer Farbe übermalt - und sich letztendlich dabei selbst auslöscht. Kaum ist dieser Vorgang abgeschlossen, beginnt der Arbeitsprozess von neuem. Der Protagonist in Aubrechts Video versucht nahezu wörtlich, eine Black Box zu generieren, die als schwarzer Raum im Raum auf ihre Funktionsweisen und medialen Prozesse im Inneren aufmerksam macht. Der beharrliche Versuch, den scheinbar technischen Defekt des fehlenden Videosignals zu beheben, scheitert jedoch kontinuierlich - das eigentliche Videobild bleibt den BetrachterInnen verborgen.
Ruben Aubrecht (*1980, Bregenz) lebt und arbeitet in Berlin.

Female Obsession Szenenwechsel (2011) Tapete, C-Print auf Papier, ca. 2 x 1600 cm
Female Obsession Szenenwechsel (2011) Tapete, C-Print auf Papier, ca. 2 x 1600 cm

Female Obsession

Female Obsession begreift Kunst als Praxis, die aus Beziehungsgeflechten entsteht und auf ebendiese wieder ausstrahlt. Das offene und in wechselnden Formationen agierende Kollektiv verwandelt künstlerische Prozesse in Handlungsoptionen. Mit der Gestaltung der Wände des Flucs steht die Multifunktionalität des Clubraums zur Diskussion, der als Folie für künstlerische, musikalische und soziale Interaktion fungiert. In neongelber Signalfarbe und mit dem Schriftzug “Szenenwechsel” hält Female Obsession für einen kurzen Moment den Fluss aus dauerhaft veränderlichen Handlungsabläufen und Kulissen an, der das Fluc als öffentlichen Ort charakterisiert. Der Begriff bildet zum einen sprachlich ab, was den Raum kennzeichnet. Im gleichen Moment fordert er aber von seinen BetrachterInnen, ihre eigene Funktion in diesem Kreislauf zu reflektieren und selbst tätig zu werden. Der thematisierte “Szenenwechsel” wird schließlich zum Perspektivenwechsel.
Female Obsession wurde 2002 in London gegründet und arbeitet als offenes Kollektiv mit Sitz in Wien.

Michael Kargl  configurations of knowledge [architecture, fluc] (2011) Klebeband, Beschriftung, ca. 20 x 1450 cm
Michael Kargl configurations of knowledge [architecture, fluc] (2011) Klebeband, Beschriftung, ca. 20 x 1450 cm

Michael Kargl

Die als Serie konzipierte Arbeit configurations of knowledge führt den BetrachterInnen Alltagswissen vor, indem normative Kontexte aufgezeigt wie neue Bedeutung aus ebendiesen generiert werden. Den Fokus legt Michael Kargl dabei auf die Relationen einzelner Wissenseinheiten zueinander. configurations of knowledge [architecture, fluc] ist eine Bodeninstallation, bestehend aus einer Linie, die den Innenraum des Clubraums in zwei Hälften unterteilt. Dieser Grenzemarkierung schreibt der Künstler die unterschiedlichen Größenmaße der teils genormten, teils improvisierten Bauelemente des Container-Ensembles ein und bietet so den BetrachterInnen die Möglichkeit, die Zeichen - aus unterschiedlichen Perspektiven - zueinander in Beziehungen zu setzen. Die Architektur, die Methoden aus Fertigbau und Bricolage mischt und permanenter Umgestaltung unterworfen ist, wird Element für Element zur Diskussion gestellt.
Michael Kargl (*1975, Hall in Tirol) lebt und arbeitet in Wien.

Miriam Laussegger  und Eva Beierheimer  Feedback (2011) Kamera, Beamer, Leinwand, Mobiliar, Größe variabel
Miriam Laussegger und Eva Beierheimer Feedback (2011) Kamera, Beamer, Leinwand, Mobiliar, Größe variabel

Miriam Laussegger und Eva Beierheimer

“When an event is part of chain of cause-and-effect that forms a circuit or loop, then the event is said to ‚feed back´ into itself.” (Wikipedia) - Miriam Laussegger und Eva Beierheimer perpetuieren mit der Installation Feedback den flüchtigen Kreislauf des Gebens und Nehmens. Die Protagonisten ihrer Installation sind ein Beamer und eine Videokamera, die in Echtzeit und gleichzeitig Bilder produzieren wie projizieren. Als Projektionsfläche dienen das improvisierte Mobiliar des Clublokals Fluc und seine temporären “BewohnerInnen”, die sich - als Bildträger ihrer selbst - ins Unendliche verjüngen und wiederholen. Das Konzept der “fluctuated rooms” des subkulturellen Veranstaltungsortes und seine unterschiedlichen sozialen Funktionen werden mit Feedback auf die sprichwörtliche Bühne gebracht und - letztendlich - zum wiederkehrenden Ausgangspunkt für räumliches Handeln.
Miriam Laussegger (1980, Wien) lebt und arbeitet in Wien und Niederösterreich.
Eva Beierheimer (1979, Graz) lebt und arbeitet in Stockholm und Wien.

Bernd Oppl  untitled (2011) Video, 5 min (Loop)
Bernd Oppl untitled (2011) Video, 5 min (Loop)

Bernd Oppl

In seinen Videoinstallationen beschäftigt sich Bernd Oppl mit der medialen Abbildungen des Phänomens Raum. In untitled transferiert der Künstler zunächst filmische Szenen in ein bewegliches Miniaturmodell, um dieser Vorlage schließlich eine Videokamera zu implementieren und das daraus resultierende Bildmaterial in Echtzeit wiederzugeben. Der leere Raum ist dabei nicht nur Kulisse, sondern Hauptdarsteller, der in einem choreographierten und endlos fortdauernden Bewegungsablauf verharrt. Die Grenzen des Raums - und damit der Raum selbst - scheinen sich aufzulösen und irritieren die Wahrnehmung der BetrachterInnen, die den Ursprung der Bewegung nicht mehr verorten können. Der Künstler erzeugt Situationen, in denen das bewegte Bild als architektonische Kunst begriffen und wahrgenommen wird. Der Raum wird zur Handlung und schließlich zur potenziellen Grundlage für Erzählungen.
Bernd Oppl (*1980, Innsbruck) lebt und arbeitet in Wien.

Sponsoren