Kunst im Fluc

IN DER KUBATUR DES KABINETTS - der kunstsalon im Fluc zeigt:

KEEP IN TOUCH

Mittwoch, 04. Juni 2014

mit Eva Chytilek, Ulrike Köppinger, Pia Mayer, Liddy Scheffknecht, Constanze Schweiger & Michael Part, Eva Seiler, Borjana Ventzislavova. Djane Nicy Dynamite & Djane Viktorilla. Kuratiert von Ursula Maria Probst.


KEEP IN TOUCH


KEEP IN TOUCH: Ein kurzes Zwinkern, ein Zucken der Gesichtsmuskeln, Grübchen bilden sich um die Mundwinkel Als ob ein Lächeln über das Gesicht huscht – ein Update frei von Fetischismen mon amour: Skulpturale Abstraktion trifft auf Möglichkeiten neuer plastischer Konfigurationen, auf ein Stretchen räumlicher, sprachlicher Erfahrung durch erweiterte (expanding) Video- und Installationstechniken. Thematisch zunächst lose angelegt kommt es zu einer Verdichtung dessen, wie autonome Skulptur, Installation, Collagetechniken und disfunktionale Displayfläche (wie sie durch die räumliche Situation im Fluc gegeben ist) aufeinander wirken.

Skulpturale Prinzipien, und Fragestellungen zu Proportion, Dimension, Raum, Gewicht, Innen und Außen gebärden sich locker. Laika (2011) von Eva Chytilek beispielsweise ist eine Skulptur, der man ihre Schwere überhaupt nicht ansieht. Enthoben ihrer ursprünglichen Funktion als Stadtuhr, hat sie nun etwas zeitloses an sich. Liddy Scheffknecht setzt in ihrem Video Sonnenlicht als bildnerisches Material ein. Der turmartige Aufbau der Skulptur Käfig (2013) von Ulrike Köppinger löst sich räumlich aus der geometrischen Struktur, koppelt die Skulpturengeschichte zurück auf Körperbilder. Ohne Kalkül gegenüber einer Ästhetk der Aufzeichung entzieht sich Eva Seiler äshtetischen Regimen und verleiht dem Positionsbegriff im Jargon der Kunstproduktion ein neues Ventil.

Jede der Skulpturen, Installationen und jedes der Videos beansprucht Raum für sich, wirkt als Solitär und tritt gleichzeitig in Beziehung. Strolchi (2012) von Pia Mayer verfügt über Potential für performative Selbsterprobungen, für den Flirt mit dem Erspüren und der Lust an der eigenen Körperlichkeit. In dem Video It isn´t healthy /2013) von Borjana Ventzislavova durchlaufen wir das Wittgensteinhaus aus einer für BesucherInnen ansonsten unbewohnten Backstage-Perspektive. Wir schauen den Mitarbeiterinnen beim Verrichten ihrer Tätigkeiten zu während sie Zitate aus den Schriften Wittgensteins sprechen. (Text und Kuration: Ursula Maria Probst)


Eva Chytilek, LAIKA, 2011, Metall, Zifferblätter, Uhrwerk, 128x100x100 cm

Die Hündin Laika (russisch , deutsch Kläffer; geb. vermutlich 1954 in Moskau, gest. 3. November 1957 im Erdorbit) war das erste Lebewesen, das vom Menschen gezielt in eine Umlaufbahn um die Erde befördert wurde. Im Rahmen der Mission Sputnik 2 wurde sie am 3. November 1957 an Bord des sowjetischen Raumflugkörpers ins All geschickt. Ihre Rückkehr zur Erde war zwar nicht vorgesehen, dennoch überraschte ihr früher Tod. Die Mission gilt dennoch als Erfolg. Die Erkenntnisse aus Sputnik 2 ermöglichten letztlich erst die bemannte Raumfahrt mit Juri Gagarin. (Quelle: Wikipedia)

Immer wieder geht es Chytilek bei diesen Experimenten zwischen den Kategorien auch um die Frage, wie sich Körper und Raum konstituieren, und was sie ausmacht: Was ist eigentlich ein Raum? Und was ein Volumen? Was füllt oder bringt es hervor – nicht zuletzt auch sozial durch Konventionen des Gebrauchs? Häufig tauchen in Chytileks Arbeit Kisten und Würfel, Sockel oder Durchgänge auf, architektonische Grundelemente, mal abstrahiert auf ihre nackten Formen, mal bereits überschrieben mit einem Vorleben und einer Bedeutung als Inneneinrichtung oder Baumaterial. (Auszug aus dem Text: Dominikus Müller, Und die Dinge verstecken sich mitten im Raum, 2013)

Fehler und Irrtümer bilden für Eva Chytilek oft das Motiv für den suchenden Blick, mit dem sie Materialien findet beurteilt und wählt. Gefundenes wird jedoch nicht als abgeschlossene Entität aufgefaßt, sondern als Materialmodul. (Auszug aus dem Text Eva Maria Stadler, Die Imagination der Ähnlichkeit, 2013)


Ulrike Köppinger, Käfig, 2014, Skulptur

Ulrike Köppinger, Reisende, 2014, Collage, Außeninstallation

Den Skulpturen Köppingers gehen zahllose Zeichnungen und die Erarbeitung kleinerer Modelle voraus, die sich intuitiv und spontan anfertigen lassen. ... Sie legt besonderes Augenmerk darauf, das Unmittelbare, Flüchtige und Brüchige, das was im Kleinen skizzenhaft möglich ist, auch im Großen beizubehalten. Die Ästhetik ihrer Skulpturen erscheint deshalb improvisiert und fragil, so als könnte jeden Moment das Unvorhersehbare geschehen.

Die Schwarze Romantik des späten 18. Jahrhunderts thematisierte die Schattenseiten des menschlichen Daseins. Abseitig-exzessive Verhaltensweisen und phantastisch, groteske Phänomene bilden sich im Erotisch-Sensitiven und Übersteigert-Morbiden ab. Die Collagearbeiten von Ulrike Köppinger greifen diese Bezüge zwischen romantischen, symbolistischen und surrealistischen Strömungen auf. In ihrem Zentrum steht meist die weibliche Figur in einer künstlich-künstlerischen Pose verharrend, das Gesicht oft ausgeblendet oder maskiert, mit ausgeschnitten Augen aus denen die pure Farbe von innen leuchtet. (Auszüge aus dem Text: Linda Klösel. In der Nacht zeigt sich das, was man in sich trägt.)

 

Pia Mayer, Strolchi, 2012, Skulptur, Tonnenpferd, Eisen, Blech, Schaumstoff, Textil, 122 x 136 x 60 cm

Die Skulptur besteht aus einem geschmiedeten Eisengestell - vier Beinen mit Querverstrebungen - und einem zylindrischen Körper, der aus zwei alten Öltonnen zusammengeschweißt wurde. Um das Auf- und Absitzen, wie auch andere Übungen zu ermöglichen gibt es auf Schulterhöhe zwei gebogenen Metallgriffe, die mit einem schwarzen Lederband umwickelt sind.  Strolchi hat weiters eine gepolsterte Auflage aus Schaumstoff und einen Überzug aus braunem Filz, ein Material das im Reitsport auch in Form von Decken als Auflage für den beanspruchten Rücken der Pferde verwendet wird.

Schon in der Antike, lange vor dem Aufkommen der Turnkunst, waren Nachbildungen des lebendigen Pferdes im Gebrauch zu Vorübungen des Reitens, insbesondere des Auf- und Absitzens. Beim sogenannten Voltigieren (ital. volta, frz. volte: Bogenschlag, Bogensprung) handelt es sich um eine Sportart, bei der turnerische und akrobatische Übungen auf einem sich an einer Longe im Kreis bewegenden Pferd ausgeführt werden. Turniermäßig betrieben, ist Voltigieren ein anspruchsvoller Leistungssport, der den Sportler in Hinsicht auf Gleichgewicht, Kraft, Körperspannung, Beweglichkeit, Kondition, Rhythmusgefühl, Vertrauen, Mut und Kreativität fordert.


Michael Part & Constanze  Schweiger, Vier Hands und Floralozone, 2014, Performance

Vier Hands bezieht sich auf das vierteilige  DJ-Set, jeweils beginnend mit einem Hand aus dem Harold Budd und Andy Partridge Album Through the Hill von 1994. Floralozone ist der Eigenname eines Duftstoffs der Firma IFF. 


Liddy Scheffknecht, spot, 2013, Video

Die Arbeit spot ist Teil einer Werkserie, in welcher Sonnenlicht als bildnerisches Material verwendet wird. Ein gewöhnlicher Lichtfleck im Raum, entstanden durch direkten Sonnenlichteinfall, wird durch eine auf dem Fenster angebrachte Silhouette in eine bestimmte Form gebracht. Dadurch entsteht ein Licht- oder Schattenbild, welches, angetrieben durch die Erdrotation, durch das Zimmer wandert und sich in Form, Größe und Proportion langsam verändert. An einem bestimmten Moment am Tag verbindet sich das geformte Licht mit einem Objekt im Raum; es entsteht die Illusion einer Einheit von Gegenstand und Licht- oder Schattenprojektion.


Eva Seiler, nur weil er Georg heißt, muss georgisch noch lange nicht seine Lieblingssprache sein (Episode 2), Fenster-Arbeit und Drehbuch, 2014


Borjana Ventzislavova, It isn't healthy, 2013, Video, 13 min.

Thе video work It isn't healthy of Borjana Ventzislavova has documentary character. She uses this form as a way of artistic mystification and this gives her the opportunity to comment and critically analyze the current importance of the Haus Wittgenstein - placed in the Austrian and the Bulgarian cultural context at the same time.In the first part of the video the team of the Haus Wittgenstein is shown in the daily work routine. The artist reflects on what it is to work every day in an environment that reminds of invisible presence of the great philosopher.Every employee of the Bulgarian Cultural Institute says a quote by Ludwig Wittgenstein, which clearly refers to his/her personal professional duties here.The second part shows two boys playing football in the street outside the house. They scream phrases describing the Bulgarian reality, and in particular the current Bulgarian cultural policy. These vulgar street screaming completely contrast with the philosophical thoughts from the first part of the work. (Boris Kostadinov)

Eva Chytilek, LAIKA, 2011, Metall, Zifferblätter, Uhrwerk, 128x100x100 cm
Eva Chytilek, LAIKA, 2011, Metall, Zifferblätter, Uhrwerk, 128x100x100 cm

Liddy Scheffknecht, spot, 2013, Video
Liddy Scheffknecht, spot, 2013, Video

Pia Mayer, Strolchi, 2012, Skulptur, Tonnenpferd, Eisen, Blech, Schaumstoff, Textil, 122 x 136 x 60 cm
Pia Mayer, Strolchi, 2012, Skulptur, Tonnenpferd, Eisen, Blech, Schaumstoff, Textil, 122 x 136 x 60 cm

Ulrike Köppinger, Reisende, 2014, Collage, Außeninstallation
Ulrike Köppinger, Reisende, 2014, Collage, Außeninstallation

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