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Samstag, 23. JännerLine-Up:
HAITO GÖPFRICH (BOXER Recordings / Kickboxer / Haikai Music / Spagat Music - BERLIN)
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Laminat (Schönbrunner Techno / Filterqueen)
Moogle (Club Hot Shit / Electronic Task Force)
Lupo (Great Stuff / Fuxblut)
Kid Soylent (The Gap / Def Disco)
VJs: Bildwerk (sound:frame)
LINKS:
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fuxblut.net
ARTIKEL zu Haito Göpfrich:
Blendend, ohne zu blenden
Der Berliner DJ, Labelbetreiber und Produzent Haito Göpfrich veröffentlichte soeben sein Debüt-Album „Fiat Lux“. Er zeigt was ein anspruchsvolles Künstler-Album im Clubmusik-Bereich ausmacht: Mut zum Blick über den Genre-Rand und Musikalität gepaart mit jahrelanger Erfahrung und Production-Skills ergeben einen exzellenten Erstling!
Was wird eigentlich aus ehemaligen Mozarteum-Studenten? Sie werden zum Beispiel Orchestermusiker, gestresste Musiklehrer oder treten bei Eröffnungsfeiern auserwählter Kulturhauptstädte auf. Letzteres trifft auch auf den deutschen Musiker und einstigen Mozarteum-Schüler Haito Göpfrich zu. Doch anders als so mancher Ehemalige, spielte der Techno-Artist und DJ Haito gemeinsam mit seinen Berliner Kumpels Modeselektor und Wiens Techno-Grande Dame Electric Indigo zum Startschuss der europäischen Kulturhauptstadt Linz auf.
Vom Klavier zum Synthesizer
Obwohl sein erstes Album dieses Jahr erscheint ist Haito schon sehr lange im Zirkus der elektronischen Tanzmusik unterwegs. Inspiriert durch den Sound der frühen Partys von Hans Nieswandt, Eric D. Clark und ehemaligen Spex-Redakteuren in seiner einstigen Heimat Konstanz wendet sich der klassisch ausgebildete Pianist den Elektro-Beats zu. Nach einem obligatorischen Umzug nach Berlin darf sich Haito bereits Mitte der 90er ein richtig erfolgreicher DJ schimpfen. Zu Beginn des neuen Jahrtausends wurde er auch Produzenten-Ebene aktiv und schaffte es ohne große Umschweife auch dort Fuß zu fassen um schlussendlich sogar in den Rennstall von Boxer Recordings aufgenommen zu werden. Damit nicht genug verwendete der gelernte Zimmermann und Studiumsabrecher die Erfahrung die er als ehemaliger Mitarbeiter beim renommierten Label K7 gesammelt hat dazu eigene Labels (Spagat, Haikai Music) zu gründen.
Roter Faden vs. Strukturen aufbrechen
Lange hat er sich dennoch mit seinem Album-Debüt Zeit gelassen, was wohl auch der umtriebigen Lebens- und Arbeitsweise Haitos zu schulden ist. Aber da gut Ding bekanntlich Weile braucht, stört es nur wenig, dass „Fiat Lux“ erst nach unzähligen 12-Inch-Releases, einer schon viele Jahre dauernden DJ-Karriere und Labelbetreiberei erscheint. Genau diese ‚Lehrjahre’ sind es wohl auch die dieses Werk gewaltig mitgeprägt haben. Anders als so manche seiner Kollegen mit ähnlichen Erfahrungswerten, schafft Göpfrich es seine Musik nicht dem Diktat von DJ-Friendlyness und Funktionalität unterzuordnen sondern den Musiker durchscheinen zu lassen. Tiefgang bzw. Deepness verkommt hier nicht zum plump exerzierten ästhetischen Code sondern ergibt sich aus einem hohen Level an Musikalität, das immer wieder durchblitzt wie ein roter Faden. Apropos roter Faden: Allein Haito Göpfrichs musikalisches Verständnis, seine persönliche klangliche Note und sein produktionstechnisches Know-How umspannen dieses Album wie eine gedankliche Klammer. Genre-mäßig ist „Fiat Lux“ nämlich nur schwer einzuordnen und zu kategorisieren. Ein Glücksfall der an dieser Stelle wünschenswerter kaum wäre. Neben soliden Minimal-Techno-Tracks, kommen lockere Chicago-Grooves, Electro-Elemente, leichte House-Reminiszenzen und anspruchsvolle Pop-Strukturen zum Einsatz bis er schlussendlich sogar das starre Gerüst des 4/4-Takts für einen kurzen Moment aufbricht und Broken Beats auf uns niederprasseln lässt. Obwohl das alles klingt wie eine eher verwirrende Stil-Übung eines Produzenten, der sein überragendes Können mit Gewalt unter Beweis stellen möchte, schafft Göpfrich es, nicht in diese Falle zu tappen. Die Verbindungen sind so intelligent und fein ineinander verwoben, dass ein fassbares und persönliches Album dabei herauskommt. Eigenständig und Euphorisch spiegeln die Tracks den Musiker und Künstler gut wider. Es werde Licht, jetzt erst recht.
(Maximilian Zeller, The Gap - Magazin für Popkultur - Ausgabe 099)


